Fakten, Fakten, Fakten (grob geschätzt, vage erinnert und schier erfunden)

Am Flughafen in Surabaya, Zwischenstop von Yogyakarta nach Mataram.

Eine fast fünfmonatige Reise ist schwer nachzuerzählen. Die Fantasie der Daheimgebliebenen kann vielleicht mit ein paar Zahlen und Tatsachen genährt werden:

–       Ich war 139 Tage unterwegs.

–       Ich habe in genau 55 verschiedenen Betten geschlafen, Nachtbusse und Flugzeugsitze nicht inbegriffen.

–       Ich habe geschätzte 150 Plastikwasserflaschen verbraucht, wenn man bedenkt, dass ich an manchen Tagen mehrere benötigt habe und an anderen Tagen, in Orten mit trinkbarem Leitungswasser, Flaschen wieder auffüllen konnte. So geht das nicht weiter mit dem Plastikverbrauch der Menschheit. (Außerdem hab ich auch noch Getränkedosen gekauft, und coffee-to-go-Becher, schlimm.)

–       Die Durchschnittstemperatur während meiner Reise war tagsüber 30 Grad und nachts auch. Ausreißer nach unten in Sydney (18 Grad, Regen), Sen Monorom, Kambodscha (nachts im Bett gefroren!) und Shanghai (6 Grad), Ausreißer noch oben in Western Australia, um die Shark Bay herum (ca. 45 Grad um die Mittagszeit).

–       Der schönste Sonnenuntergang war 1. in Horrocks, Western Australia und 2. in Mangsit auf der indonesischen Insel Lombok, aber da wurde ich von einem einsamen Indonesier mit religiösem Sendungsbewusstsein in meiner Kontemplation gestört, deswegen gilt das nicht.

–       Der schönste Sonnenaufgang war 1. auf dem Great Barrier Reef, 40 Meilen offshore (aber ich glaube, ich lag noch in meiner Koje und hab ihn gar nicht gesehen) und 2. beim Tempel Angkor Wat, Kambodscha.

–       Das beste Essen: Frühstück, Mittag- und Abendessen im Santai auf Lombok / die vielleicht leckerste Pizza der Welt auf dem Federation Square in Melbourne / Fisch Amok in Siem Reap, Kambodscha / Soursoup mit Shrimps in Kampot, Kambodscha, Limonen-Basilikum-Shrimps-Suppe auf der Straße zum Flughafen, Bangkok.

–       Gelesene Bücher: Nathalie Knapp, “Der Quantensprung des Denkens”; Jonathan Franzen, „Freedom“; Ian McEwan, „Atonement“; Jonathan Safran Foer, „Extremely loud and incredibly close“; T.C. Boyle, “The women”, Lawrence Osborne, “Bangkok Days”. Und diverse Reiseführer.

–       Gesund und munter durch die Welt! Ich war 1x seekrank (auf dem Boot auf dem Great Barrier Reef), hatte 1x eine Magenverstimmung (Phnom Penh), 1x einen Blutegel am Bein (Blue Mountains), 5.000x juckende Moskitostiche (in allen Ländern), 2x einen unheimlich angeschwollenen Knöchel (Hitze + zu langes Sitzen im Bus!), 1x Blasen an den Füßen (Sen Monorom), 1x Halsweh von zu vielen Klimaanlagen (Bangkok) und 1x richtig Heimweh (Phnom Penh).

–       Ich war bei 5 verschiedenen Ärzten in 2 Ländern (Indonesien und Australien), weil ich 5x gegen Tollwut geimpft werden musste (wegen Affenbiss).

–       Ich habe vier Freunde besucht (Daniel in Jakarta, Antje in Fremantle, Hi-Khan in Tropeang Trea und Aihua in Shanghai).

–       Ich habe fünf neue Freundschaften geschlossen, die bestimmt über die Reise hinaus bestehen bleiben: Mit Umin aus Bandung, Java, Indonesien; mit Natalia und Alejandro (amiga!) aus Bogotà, Kolumbien; mit Volker aus Kölle, Deutschland und mit Laura aus Barcelona, Spanien. (Und damit ein paar neue Reiseziele, wie schön! Los jetzt Welt!)

Zu Mittag Hühnerfüße. Eine Woche in Shanghai.

Nur vier Stunden Flug sind es von Bangkok nach Shanghai. Ich lande morgens um 7 und Aihua holt mich am Pudong Airport ab. Mit dem superschnellen Maglev-Zug fahren wir in die Stadt und mit dem Taxi weiter zu ihr nach Hause. Sie wohnt im 25. Stock eines Hochhauses in Xu Hui. In Shanghai ist noch Winter, nasskalte 6 Grad. Erste Handlung deshalb: Aihuas Daunenanorak ausleihen und in den nächsten Tagen nur zum Schlafen ausziehen, denn auch in der Wohnung ist es eisig. Heizungen sind hier nicht so verbreitet. Nach den letzten Monaten in tropischen Ländern bin ich eine Frostbeule.

Egal, Shanghai ruft! Wir schauen die Stadt an, essen chinesische Leckereien wie gekochte Hühnerfüße, Dumplings und Seerosenwurzelsalat und machen eine Stadtführung mit lauter chinesischen Touristen und einer militärisch-strengen Reiseleiterin, die gern und viel in ihr kleines Mikrofon schreit.

Unser erstes Mittagessen in Aihuas Lieblingskantine in Xu Hui.

Unser erstes Mittagessen in Aihuas Lieblingskantine in Xu Hui.

Also das Wetter... na ja...

Also das Wetter... na ja...

Trotzdem schön! Auf dem Huang Pu Fluss.

Trotzdem schön! Auf dem Huang Pu Fluss.

Und mit ein bisschen Licht sieht die Sache doch gleich ganz anders aus. Der Oriental Pearl TV Tower.

Und mit ein bisschen Licht sieht die Sache doch gleich ganz anders aus. Der Oriental Pearl TV Tower.

Vernebelter Blick von der zweiten Kugel aus.

Vernebelter Blick von der zweiten Kugel aus.

So ähnlich würde es bei schönem Wetter aussehen: Stadtmodell im Urban Planning Exhibition Center.

So ähnlich würde es bei schönem Wetter aussehen: Stadtmodell im Urban Planning Exhibition Center.

Das Shanghai Grand Theatre am People's Square.

Das Shanghai Grand Theatre am People's Square.

Zum Aufwärmen: Immer Chrysanthementee im Bauch haben.

Zum Aufwärmen: Immer Chrysanthementee im Bauch haben.

Shanghai ist die letzte Station meiner Reise. Am 8. März um fünf vor zwölf in der Nacht startet mein Flieger nach Frankfurt. Tschüss, Welt! Es war schön mit dir.

Es baumelt die Seele. Vier Tage auf Koh Mak.

Nach dem ultrahektischen Bangkok reise ich nach Koh Mak, einer sehr kleinen Insel im Golf von Thailand. In fünf Stunden Busfahrt von der Hauptstadt nach Trat, dann eine Stunde mit dem Speedboat vorbei an Koh Chang und vielen kleinen Mini-Inseln nach Koh Mak. Ich habe ein Häuschen direkt am Strand:

Mein Dach über dem Kopf. 15 Schritte, und ich stehe...

Mein Dach über dem Kopf. 15 Schritte, und ich stehe...

...hier!

...hier!

Am Montag leihe ich ein Fahrrad und düse einmal quer über die Insel. Sind nur eine Handvoll Kilometer, meistens flach. Autos gibt es kaum auf der Insel, mir begegnet alle halbe Stunde mal eins und ab und an ein Motorrad.

Auf dem Rad über Koh Mak

Mein Radl.

Mein Radl.

Ansonsten gibt es nicht viel zu tun auf Koh Mak, außer lesen (T.C. Boyle, „The women“), aufs Meer gucken, Seafood essen, Ananassaft trinken, bisschen planschen und schlafen.

Blaues Meer, grüne Inseln, weißer Sand und Schiffchen. Idylle!

Blaues Meer, grüne Inseln, weißer Sand und Schiffchen. Idylle!

Ein letztes Mal Sonne tanken, bevor es ins winterliche Shanghai geht.

Ein letztes Mal Sonne tanken, bevor es ins winterliche Shanghai geht.

Warten aufs Chinavisum: Zwischenstop in Bangkok.

Schweren Herzens verlasse ich Kambodscha nach einem Monat – genauer gesagt, nach einem Monat und einem Tag. Habe versehentlich mein Visum einen Tag lang überzogen. Fünf US-Dollar lösen mich jedoch problemlos aus, und kurze Zeit später bin ich schon in Bangkok, wo ich gleich am nächsten Morgen bei der chinesischen Botschaft mein Visum beantragen will, um am Ende meiner Reise nach Shanghai fliegen zu können. Nach zwei Stunden Schlangestehen auf der Straße und einer Stunde im bahnhofshallenmäßigen Visa-Office muss ich leider unverrichteter Dinge wieder gehen: Es war keine so gute Idee, im Visumsantrag „unemployed“ anzukreuzen. Die strenge Dame am Schalter will einen Kontoauszug sehen und eine schriftliche Einladung von Aihua in Shanghai, „without, you cannot apply for the visa“, teilt sie mir mit. Und ich dachte, ein bezahltes Rückflugticket nach Deutschland wäre schon genug… tja, nicht überall kommt man so einfach rein wie in die südostasiatischen Länder. Also zurück ins Hotel, Formalitäten organisieren, und am nächsten Morgen wieder zur Botschaft.

Mein Visumsantrag - "wolle mer se roilasse?"

Mein Visumsantrag, ausgefüllt am Rosenmontag - "wolle mer se roilasse?"

Zittern in der Warteschlange. Ich bin Nr. 196.

Zittern in der Warteschlange. Ich bin Nr. 196.

Beim zweiten Anlauf bin ich erfolgreich. Vier Tage später darf ich mein Visum abholen. Vier Tage Zeit, Bangkok zu erkunden, diese chaotische, aus allen Nähten platzende Hauptstadt. Ich wohne an der Sukhumvit Road und nutze alle möglichen Verkehrsmittel, um von A nach B zu gelangen: Metro, Skytrain, Taxiboot, Mototaxi, zu Fuß. Nach vier Tagen bin ich reif für die Insel – Koh Mak. Dazu mehr im nächsten Kapitel.

In Bangkok isst man am leckersten auf der Straße.

In Bangkok isst man am leckersten auf der Straße.

Im Taxiboot auf dem Chao Phraya.

Im Taxiboot auf dem Chao Phraya.

Thailand hieß früher Siam. Kunstobjekt vor dem Art & Culture Center.

Thailand hieß früher Siam. Kunstobjekt vor dem Art & Culture Center.

Im Oktober 2011 sah es so aus in Bangkok. Die große Flut, mitten in der Stadt.

Im Oktober 2011 sah es so aus in Bangkok. Die große Flut, mitten in der Stadt.
Keine Flut mehr, nur noch zahme Gewässer im Lumphini-Park.

Keine Flut mehr, nur noch zahme Gewässer im Lumphini-Park.

Knusprige Teigbällchen, frisch gebacken.

Knusprige Teigbällchen, frisch gebacken.

Und danach: Sticky rice mit Mango.

Und danach: Sticky rice mit Mango.

Auf dem Gelände des Grand Palace.

Auf dem Gelände des Grand Palace.

Bemalte Wände allüberall.

Bemalte Wände allüberall.

Wasserfälle, Grashütten und frische 25 Grad. Zwei Tage in Mondulkiri, Kambodschas wildem Osten.

Die Provinz Mondulkiri liegt auf ca. 800 m Höhe, die Erde ist rot und die Temperaturen unterscheiden sich deutlich von denen im Zentrum des Landes: Als wir gegen Mittag in Sen Monorom ankommen, ist es gefühlte kühle 25 Grad, und nachts in unserer kleinen Grashütte werden wir unter den dünnen Decken schlottern. Aber das wissen wir noch nicht, als wir unser Domizil bei Mr. Tree in der Tree Lodge beziehen!

Am nächsten Tag wandern wir durch den Dschungel. Keine Landminengefahr hier, versichert uns Mr. Tree. Gut zu wissen.

Die Tree Lodge in Sen Monorom. Mal eine etwas andere Hotel-Lobby.

Die Tree Lodge in Sen Monorom. Mal eine etwas andere Hotel-Lobby.

Immer schön abschließen, bevor es zum Dschungeltrekking geht. Laura vor unserem Grashaus.

Immer schön abschließen, bevor es zum Dschungeltrekking geht. Laura vor unserem Grashaus.

Mit Tet einmal quer durch den Fluss.

Mit Tet einmal quer durch den Fluss.

Nach drei Stunden durch Mondulkiri haben wir uns ein Päuschen verdient: Hier!

Nach drei Stunden durch Mondulkiri haben wir uns ein Päuschen verdient: Hier!

Runter mit den Klamotten, rein ins klare Nass!

Runter mit den Klamotten, rein ins klare Nass!

Sitzt, passt, wackelt und hat Luft.

Sitzt, passt, wackelt und hat Luft.

Diese Touris immer mit ihren riesigen Rucksäcken... überflüssig.

Diese Touris immer mit ihren riesigen Rucksäcken... überflüssig.

Im Beutel drin: Der Fischfang von heute.

Im Beutel drin: Der Fischfang von heute.

Abends genehmigen wir uns noch ein Bierchen mit Weston aus Seattle und Sebastian aus Melbourne, und am nächsten Morgen reisen wir früh weiter, in einer achtstündigen Holperbusfahrt zurück nach Phnom Penh für die letzten Tage in Kambodscha.

Drei K’s in Kambodscha: Von Kampot über Kompong Cham nach Kratie.

Nach ein paar Tagen im Hauptstadtflair ist mir nach Erholung in südlichen Gefilden. Also auf nach Kampot, einer kleinen Stadt in Kambodschas Süden, nahe der Küste.

Der Pfeffer wächst in Kampot.

Der Pfeffer wächst in Kampot.

Sunset über dem Teuk Chhou.

Sunset über dem Teuk Chhou.

Kampot, Zentrum.

Kampot, Zentrum.

Auf dem Salzfeld.

Auf dem Salzfeld.

Pfefferplantagen, Salzfelder, alte Tempel in Höhlen – auf einem Ausflug in die Umgebung lerne ich im Tuktuk Laura aus Barcelona kennen und wir beschließen spontan, am nächsten Tag zusammen weiter nach Kompong Cham zu reisen.

Mit Erik aus Holland und Laura aus Spanien beim Abendessen in Kampot.

Mit Erik aus Holland und Laura aus Spanien beim Abendessen in Kampot.

Kompong Cham ist eine der größeren Städte Kambodschas und liegt direkt am Mekong. Wir wohnen im wahrscheinlich schlechtesten Hotel der Stadt, aber die Lage ist top, direkt am Fluss, den wir am zweiten Tag unseres Aufenthaltes gleich zweimal auf dem Fahrrad überqueren: Einmal über eine Brücke aus Bambus, die jährlich in der Trockenzeit neu gebaut wird und in der Regenzeit den Fluten weichen muss, und einmal über die von den Japanern gebaute monströse Betonbrücke, die zum Wahrzeichen Kompong Chams geworden ist.

Eine wackelige Angelegenheit, und in der Hitze! Aber wer kann schon sagen "Ich bin über den Mekong geradelt - auf einer Brücke, die nur ein halbes Jahr existiert hat"?

Eine wackelige Angelegenheit, und in der Hitze! Aber wer kann schon sagen "Ich bin über den Mekong geradelt - auf einer Brücke, die nur ein halbes Jahr existiert hat"?

Beton statt Bambus. Auch hier sind wir drüber geradelt, jawoll!

Beton statt Bambus. Auch hier sind wir drüber geradelt, jawoll!

Und weil's so schön ist, nochmal mit mönchischen Flaneuren.

Und weil's so schön ist, nochmal mit mönchischen Flaneuren.

Auf dem Markt gibt es alles, was das Herz begehrt.

Auf dem Markt gibt es alles, was das Herz begehrt.

Beweisfoto: Julia am Mekong.

Beweisfoto: Julia am Mekong.

Draußen vor der Stadt.

Draußen vor der Stadt.

Die Kerne der Lotusfrucht kann man knabbern, z.B. auf langen Busfahrten.

Die Kerne der Lotusfrucht kann man knabbern, z.B. auf langen Busfahrten.

Nach anderthalb Tagen reisen wir weiter nach Kratie, wo wir nur einen Abend verbringen, bevor es am nächsten Morgen ganz früh gen Osten, in die Provinz Mondulkiri, geht.

Im Übrigen finde ich es durchaus angemessen, dass ein Khmer-Dorf nach mir benannt wird. Zumal es da auch noch seltene Irrawadi-Delfine gibt. Wegen Zeitmangel kann ich den Ort jedoch nicht beehren.

Im Übrigen finde ich es durchaus angemessen, dass ein Khmer-Dorf nach mir benannt wird. Zumal es da auch noch seltene Irrawadi-Delfine gibt. Wegen Zeitmangel kann ich den Ort jedoch nicht beehren.

Ein Zuckerrohrsaft-Stand am Mekong. Hmmm. Lecker.

Ein Zuckerrohrsaft-Stand am Mekong. Hmmm. Lecker.

Ah so. Ah ja. Alles klar. Die Hausordnung in unserem guesthouse in Kratie.

Ah so. Ah ja. Alles klar. Die Hausordnung in unserem guesthouse in Kratie.

Aerobic gucken mit Mönchen. Drei Tage in Phnom Penh.

Abends an der Riverfront - ein kleiner Schnack an der frischen Luft...

Abends an der Riverfront - ein kleiner Schnack an der frischen Luft...

... und dabei ein bisschen Sport gucken.

... und dabei ein bisschen Sport gucken.

In Phnom Penh fließen der Mekong und der Tonle Sap ineinander, was die Riverfront für mich ziemlich spektakulär macht: Das Wort „Mekong“ ist ein Zauberwort, ohne dass ich es erklären könnte. Ein Synonym für Exotik, für ganz weit weg? Wahrscheinlich, und stimmt ja auch.

Meine absolute Lieblingssehenswürdigkeit ist das Nationalmuseum. Ein wunderschöner Bau mit einem tropischen Garten im Innenhof, und durch das offene Dach fliegen die Schwalben. Oder waren es Spatzen? Jedenfalls kann man hier viele der religiösen Kunstwerke bestaunen, die einst in den Tempeln von Angkor und anderswo standen und hier in Sicherheit gebracht wurden. So fügt sich eins zum anderen. (Trotzdem: Der kleine Garten im Museum hat es mir am meisten angetan.)

Ein Prachtstück von einem Museum.

Ein Prachtstück von einem Museum.

Nationalmuseum

Und am Eingang begrüßt mich Ganesh, Gott der Weisheit. Guten Tag.

Und am Eingang begrüßt mich Ganesh, Gott der Weisheit. Guten Tag.

Hinter der Silberpagode im Königspalast steht ein Modell von Angkor Wat.

Hinter der Silberpagode im Königspalast steht ein Modell von Angkor Wat.

Lotusblüten in Wat Phnom.

Lotusblüten in Wat Phnom.

Das Tuol Sleng Museum zeugt von den Verbrechen der Roten Khmer. Bevor es zum Foltergefängnis wurde, war es eine Schule mitten in Phnom Penh.

Das Tuol Sleng Museum zeugt von den Verbrechen der Roten Khmer. Bevor es zum Foltergefängnis wurde, war es eine Schule mitten in Phnom Penh.

Ein Zug nach nirgendwo. Zwischenstop in Battambang.

Mit Natalia und Alejandro reise ich weiter nach Battambang, eine kleine Provinzhauptstadt im Westen Kambodschas, der Reiskammer des Landes. Unser erklärtes Ziel: Eine Fahrt mit dem „Norry“, dem Bamboo Train, einer Art Floß auf Schienen, mit dem die Einheimischen z.B. ihre Waren zum Markt transportieren. Die Gleise, die durch die Felder führen, sind einspurig, so dass bei Gegenverkehr der Zug mit der leichteren Ladung von den Schienen gehievt werden muss, um den schwerer beladenen vorbei zu lassen.

Wir sind am Vormittag an der Norry-Station, fahren letztlich aber nicht mit einem Pulk von Marktfrauen, sondern nur zu dritt – jeder, der etwas zu verkaufen oder zu erledigen hat, ist selbstverständlich schon am frühen Morgen losgefahren. Wir sind zu spät aufgestanden! Gegenverkehr haben wir trotzdem und kriegen so einen authentischen Eindruck vom stetigen Auf-die-Schienen-und-wieder-runter. Nach einer kleinen Pause in einem Minidorf geht es wieder zurück und zu einer kleinen Kuriosität: Wir besuchen ein kambodschanisches Weingut!

Schienen, Bambusbrett, Motor, Zugführer - was braucht der Bamboo Train mehr?

Schienen, Bambusbrett, Motor, Zugführer - was braucht der Bamboo Train mehr?

Gegenverkehr! Mönch, Moped und ein anderer Touri. Tja, da wiegen wir leichter - und müssen runter von den Gleisen...

Gegenverkehr! Mönch, Moped und ein anderer Touri. Tja, da wiegen wir leichter - und müssen runter von den Gleisen...

... das geht fix und wie im Handumdrehen.

... das geht fix und wie im Handumdrehen.

Waterlilies am Wegesrand.

Waterlilies am Wegesrand.

Reis, der geschält werden will. In der kleinen Reisfabrik.

Reis, der geschält werden will. In der kleinen Reisfabrik.

Und nach dem Zugabenteuer: Weinprobe in Kambodschas wohl einzigem Weingut in der Nähe von Battambang!

Und nach dem Zugabenteuer: Weinprobe in Kambodschas wohl einzigem Weingut in der Nähe von Battambang!

... sagen wir mal so: Die Kokosmilch schmeckt besser als der Rotwein.

... sagen wir mal so: Die Kokosmilch schmeckt besser als der Rotwein.

Eine Woche in Siem Reap: Angkor on the rocks

In Siem Reap wohnen wir im Seven Candles Guesthouse in der Wat Bo-Straße, ein Glücksgriff, gibt es doch alles, was das Angkor-Touri-Herz begehrt: Einen Balkon mit Reiseführern zum Ausleihen, gutes Frühstück auch schon morgens um fünf und einen Gratis-Fahrradverleih. Wir haben ein 3-Tages-Ticket für Angkor und eine Woche Zeit, es einzulösen.

Köpfe abschlagen ist ja immer ein gern genommenes Mittel in Zeiten des Kampfes. Magisches Morgenlicht im Preah Khan.

Köpfe abschlagen ist ja immer ein gern genommenes Mittel in Zeiten des Kampfes. Magisches Morgenlicht im Preah Khan.

Die alte Tempelstadt Angkor ist riesig, und die Touristenmassen sind es auch. Viele sehen sonst nichts von Kambodscha, sondern kommen direkt aus Thailand für einen kurzen Zwischenstopp eingeflogen. Per Bus oder TukTuk lassen sie sich durch das Gelände kutschieren, gern in großen Gruppen. Wir versuchen, antizyklisch unterwegs zu sein – also morgens um kurz vor halb sechs rauf aufs Fahrrad und im Dunkeln raus aus der Stadt.

Angkor, wir kommen! Natalia und ich.

Angkor, wir kommen! Natalia und ich.

Von Siem Reap aus sind es ca. 10 km bis Angkor Thom, dem Zentrum Angkors. Drumherum liegen viele andere Tempel wie der berückende Preah Khan, den wir als allerersten ansehen und wo außer uns dreien noch niemand ist, oder Ta Prohm, der den Spitznamen „Angelina-Jolie-Tempel“ trägt, weil „Tomb Raider II“ hier gedreht wurde. Und natürlich Angkor Wat, der größte und berühmteste aller Tempel hier.

Der Baphuontempel in Angkor Thom.

Der Baphuontempel in Angkor Thom.

Irgendwie fühlt man sich beobachtet im Bayon-Tempel.

Irgendwie fühlt man sich beobachtet im Bayon-Tempel.

Früh aufstehen lohnt sich: Angkor Wat morgens um 6.

Früh aufstehen lohnt sich: Angkor Wat morgens um 6.

Der Urwald nimmt sich, was er will. Zum Beispiel den Ta Prohm-Tempel.

Der Urwald nimmt sich, was er will. Zum Beispiel den Ta Prohm-Tempel.

Angkor ist riesig, atemberaubend, größenwahnsinnig, magisch-morbide. Von den Königen des Angkor-Reiches erbaut, teilweise tausend, teilweise viele hundert Jahre alt und lange vom Dschungel verschluckt, wurde es im 20. Jahrhundert von verschiedenen archäologischen Trupps restauriert – und in den 1970ern von den Khmer Rouges zum Teil wieder zerstört. Wie ein gigantisches Puzzle wurde es seit den 80er Jahren wieder zusammengefügt, riesige Heiligtümer im tropischen Wald. Angkor hat den Trubel verdient. Angkor schafft uns total. Und die Popos tun vom Radeln weh. Zurück in Siem Reap kaufen wir deswegen eine große Flasche Gin, einige Dosen Tonic Water und ein Kilo Eiswürfel. Der Mix hilft sicher gegen ein vorzeitiges Eintreten des berüchtigten „templed-out-syndroms“. Salud.

Es gibt Reis, Baby. Erste Tage in Kambodscha.

Nach einer Nacht in Bangkok und großem Hoffen und Bangen wegen des nicht zeitgleich gelandeten Rucksacks, der dann glücklicherweise sieben Stunden später geliefert wird (Zahnbürste! Frisches T-Shirt!), komme ich in Phnom Penh an, der Hauptstadt Kambodschas. Hi-Khan holt mich am Flughafen ab und muss zwei Stunden warten, weil mein Flieger Verspätung hat. Eine Nacht bleiben wir in Phnom Penh.

Beliebter Snack an der Riverfront in Phnom Penh: Fritierte Kakerlaken. Ich trau mich nicht.

Beliebter Snack an der Riverfront in Phnom Penh: Fritierte Kakerlaken. Ich trau mich nicht.

Hi-Khan kauft uns "numpang" als Reiseproviant, frisches Baguette. Die französische Kolonialzeit lässt grüßen.

Hi-Khan kauft uns "numpang" als Reiseproviant, frisches Baguette. Die französische Kolonialzeit lässt grüßen.

Am Morgen des 19. Januar geht es mit dem Bus weiter  nach Tropeang Trea, das Dorf, in dem Hi-Khan zusammen mit Einheimischen eine Organisation gegründet hat, „Sorya“. Zwei Schulen haben sie gebaut, an denen Englisch unterrichtet wird, eine in Tropeang Trea und eine im Nachbardorf Tropeang Sdock. Außerdem gibt es eine kleine Seidenmanufaktur und ein Trinkwassertank-Projekt. Ich darf in der Schule wohnen und lerne das Dorfleben kennen, vom bäuerlichen Alltag bis zum Besuch einer Verlobungsfeier.

Herzlich willkommen in Tropeang Trea!

Herzlich willkommen in Tropeang Trea!

Auf dem Markt sind alle Altersklassen vertreten.

Auf dem Markt sind alle Altersklassen vertreten.

Es gibt Fisch, Baby.

Es gibt Fisch, Baby.

Damit es nicht zu leise ist im Dorf, gibt es jede Nacht was auf die Ohren: Entweder Karaoke wie hier, oder laute Gebete für Hochzeiten oder Beerdigungen, die gerne mehrere Tage dauern, oder Hundegebell im Chor, oder Hahngekrähe um die Wette. Wer will schon schlafen? Das machen wir dann im nächsten Leben.

Damit es nicht zu leise ist im Dorf, gibt es jede Nacht was auf die Ohren: Entweder Karaoke wie hier, oder laute Gebete für Hochzeiten oder Beerdigungen, die gerne mehrere Tage dauern, oder Hundegebell im Chor, oder Hahngekrähe um die Wette. Wer will schon schlafen? Das machen wir dann im nächsten Leben.

Phearom, einer der jungen Lehrer an der Sorya-Schule, erzählt mir viel über sein Leben. Er ist 22 und sehr ernsthaft. In Phnom Penh studiert er Business Management – allerdings nur an den Wochenenden, denn unter der Woche arbeitet er in der Schule und hilft seinem Vater auf dem Reisfeld. Die Familie ist sehr wichtig in Kambodscha, und es ist üblich, bis zur Heirat oder sogar darüber hinaus im Haus der Eltern zu leben. Eine Freundin hat Phearom noch nicht, denn das geht nur, wenn dann auch geheiratet wird – und er möchte nur heiraten, wenn er sich wirklich sicher ist.  Sehr ehrenwert! Berufliche Ziele hat er auch: Er möchte gern Politiker werden, weil er etwas gegen die Korruption in Kambodscha unternehmen will.

Es ist Trockenzeit, deshalb sind die Reisfelder nicht grün.

Es ist Trockenzeit, deshalb sind die Reisfelder nicht grün.

Reis ist Grundnahrungsmittel Nr. 1 in Kambodscha. Es gibt Reis zum Frühstück, zum Mittag- und zum Abendessen. Natürlich auch für mich! Reis mit Gemüse, Reis mit Schweinefleisch, Reis mit Hühnchen, Reis in allen Varianten. Ab und zu ergattere ich ein Baguette, aber nur, wenn ich den Baguette-Mann auf seinem Moped rechtzeitig erwische. Der Großteil der Khmer-Bevölkerung lebt auf dem Land, und wer irgendwie kann, hat eigene Reisfelder. In den Gärten stehen Mango- und Bananenbäume, außerdem Durian, Kokospalmen, Ananas – Kambodscha ist ein fruchtbares Land.

Mangos bis zum Abwinken. Wobei ich davon eigentlich nie genug kriegen kann.

Mangos bis zum Abwinken. Wobei ich davon eigentlich nie genug kriegen kann.

Mit Julian und Sina, zwei Freiwilligen bei „Sorya“, mache ich einen Ausflug zum Phnom Da (Phnom heißt „Berg“) und nach Angkor Borei. Mit dem Boot düsen wir durchs Schwemmland, vorbei an Fischern, die bis zum Hals im Wasser stehen.

Wasserstraße im Khmer-Style.

Wasserstraße im Khmer-Style.

Auf dem Phnom Da steht ein kleiner Tempel aus der Angkor-Zeit, ebenso wie auf dem Phnom Chiso, den wir ein paar Tage später anschauen, nahe bei Tropeang Sdock. Kambodscha ist eigentlich flach wie eine Flunder, nur ab und zu ploppt mal ein Berg aus der Reisfeldlandschaft empor.

Kleiner Tempelwächter auf Phnom Da.

Kleiner Tempelwächter auf Phnom Da.

Händchenhalten mit freundlichen Khmerkindern.

Händchenhalten mit freundlichen Khmerkindern.

Blauer Himmel, alter Tempel, Palme. Typisch Kambodscha. Hier auf Phnom Chiso.

Blauer Himmel, alter Tempel, Palme. Typisch Kambodscha. Hier auf Phnom Chiso.

Zwei nette Damen in Tropeang Sdock. Das Krama ist die typische Kopfbedeckung hier. Kann aber auch als Geschirrtuch, Schulterbeutel, Schal oder sonstwas verwendet werden.

Zwei nette Damen in Tropeang Sdock. Das Krama ist die typische Kopfbedeckung hier. Kann aber auch als Geschirrtuch, Schulterbeutel, Schal oder sonstwas verwendet werden.

Die Reisgarben (heißt das so?) müssen geschlagen werden, damit die Körner rausfallen. Harte Arbeit.

Die Reisgarben (heißt das so?) müssen geschlagen werden, damit die Körner rausfallen. Harte Arbeit.

So wohnt man in Kambodscha.

So wohnt man in Kambodscha.

Nach einer Woche im Dorf geht es für mich weiter in Richtung Nordwesten, nach Siem Reap, dem Basislager aller Angkor-Touristen. Große Wiedersehensfreude, denn ich treffe mich dort mit Natalia und Alejandro aus Kolumbien, die ich im Oktober auf Lombok in Indonesien kennengelernt habe. Alte Freunde sozusagen!

Los Colombianos.

Los Colombianos.

Wer gegrillte Kakerlaken mag, liebt auch frittierte Vogelspinnen. Haarig-fettig und beliebter Snack an den Busstops. Ich verzichte mal wieder, vielleicht zu Unrecht...

Wer gegrillte Kakerlaken mag, liebt auch frittierte Vogelspinnen. Haarig-fettig und beliebter Snack an den Busstops. Ich verzichte mal wieder, vielleicht zu Unrecht...