Nach einer Nacht in Bangkok und großem Hoffen und Bangen wegen des nicht zeitgleich gelandeten Rucksacks, der dann glücklicherweise sieben Stunden später geliefert wird (Zahnbürste! Frisches T-Shirt!), komme ich in Phnom Penh an, der Hauptstadt Kambodschas. Hi-Khan holt mich am Flughafen ab und muss zwei Stunden warten, weil mein Flieger Verspätung hat. Eine Nacht bleiben wir in Phnom Penh.
Beliebter Snack an der Riverfront in Phnom Penh: Fritierte Kakerlaken. Ich trau mich nicht.
Hi-Khan kauft uns "numpang" als Reiseproviant, frisches Baguette. Die französische Kolonialzeit lässt grüßen.
Am Morgen des 19. Januar geht es mit dem Bus weiter nach Tropeang Trea, das Dorf, in dem Hi-Khan zusammen mit Einheimischen eine Organisation gegründet hat, „Sorya“. Zwei Schulen haben sie gebaut, an denen Englisch unterrichtet wird, eine in Tropeang Trea und eine im Nachbardorf Tropeang Sdock. Außerdem gibt es eine kleine Seidenmanufaktur und ein Trinkwassertank-Projekt. Ich darf in der Schule wohnen und lerne das Dorfleben kennen, vom bäuerlichen Alltag bis zum Besuch einer Verlobungsfeier.
Herzlich willkommen in Tropeang Trea!
Auf dem Markt sind alle Altersklassen vertreten.
Es gibt Fisch, Baby.
Damit es nicht zu leise ist im Dorf, gibt es jede Nacht was auf die Ohren: Entweder Karaoke wie hier, oder laute Gebete für Hochzeiten oder Beerdigungen, die gerne mehrere Tage dauern, oder Hundegebell im Chor, oder Hahngekrähe um die Wette. Wer will schon schlafen? Das machen wir dann im nächsten Leben.
Phearom, einer der jungen Lehrer an der Sorya-Schule, erzählt mir viel über sein Leben. Er ist 22 und sehr ernsthaft. In Phnom Penh studiert er Business Management – allerdings nur an den Wochenenden, denn unter der Woche arbeitet er in der Schule und hilft seinem Vater auf dem Reisfeld. Die Familie ist sehr wichtig in Kambodscha, und es ist üblich, bis zur Heirat oder sogar darüber hinaus im Haus der Eltern zu leben. Eine Freundin hat Phearom noch nicht, denn das geht nur, wenn dann auch geheiratet wird – und er möchte nur heiraten, wenn er sich wirklich sicher ist. Sehr ehrenwert! Berufliche Ziele hat er auch: Er möchte gern Politiker werden, weil er etwas gegen die Korruption in Kambodscha unternehmen will.
Es ist Trockenzeit, deshalb sind die Reisfelder nicht grün.
Reis ist Grundnahrungsmittel Nr. 1 in Kambodscha. Es gibt Reis zum Frühstück, zum Mittag- und zum Abendessen. Natürlich auch für mich! Reis mit Gemüse, Reis mit Schweinefleisch, Reis mit Hühnchen, Reis in allen Varianten. Ab und zu ergattere ich ein Baguette, aber nur, wenn ich den Baguette-Mann auf seinem Moped rechtzeitig erwische. Der Großteil der Khmer-Bevölkerung lebt auf dem Land, und wer irgendwie kann, hat eigene Reisfelder. In den Gärten stehen Mango- und Bananenbäume, außerdem Durian, Kokospalmen, Ananas – Kambodscha ist ein fruchtbares Land.
Mangos bis zum Abwinken. Wobei ich davon eigentlich nie genug kriegen kann.
Mit Julian und Sina, zwei Freiwilligen bei „Sorya“, mache ich einen Ausflug zum Phnom Da (Phnom heißt „Berg“) und nach Angkor Borei. Mit dem Boot düsen wir durchs Schwemmland, vorbei an Fischern, die bis zum Hals im Wasser stehen.
Wasserstraße im Khmer-Style.
Auf dem Phnom Da steht ein kleiner Tempel aus der Angkor-Zeit, ebenso wie auf dem Phnom Chiso, den wir ein paar Tage später anschauen, nahe bei Tropeang Sdock. Kambodscha ist eigentlich flach wie eine Flunder, nur ab und zu ploppt mal ein Berg aus der Reisfeldlandschaft empor.
Kleiner Tempelwächter auf Phnom Da.
Händchenhalten mit freundlichen Khmerkindern.
Blauer Himmel, alter Tempel, Palme. Typisch Kambodscha. Hier auf Phnom Chiso.
Zwei nette Damen in Tropeang Sdock. Das Krama ist die typische Kopfbedeckung hier. Kann aber auch als Geschirrtuch, Schulterbeutel, Schal oder sonstwas verwendet werden.
Die Reisgarben (heißt das so?) müssen geschlagen werden, damit die Körner rausfallen. Harte Arbeit.
So wohnt man in Kambodscha.
Nach einer Woche im Dorf geht es für mich weiter in Richtung Nordwesten, nach Siem Reap, dem Basislager aller Angkor-Touristen. Große Wiedersehensfreude, denn ich treffe mich dort mit Natalia und Alejandro aus Kolumbien, die ich im Oktober auf Lombok in Indonesien kennengelernt habe. Alte Freunde sozusagen!
Los Colombianos.
Wer gegrillte Kakerlaken mag, liebt auch frittierte Vogelspinnen. Haarig-fettig und beliebter Snack an den Busstops. Ich verzichte mal wieder, vielleicht zu Unrecht...