Mackay, Queensland, Australia – an einem Freitagabend besteht diese Stadt augenscheinlich in erster Linie aus großen Pick-ups und Vans, seit fünf Uhr geschlossenen Geschäften, geöffneten Bars und vielen stämmigen, großzügig tätowierten, schon um zwanzig vor sechs recht angeheiterten Australiern, die es sich vor den Bars gemütlich gemacht haben. Das bedeutet auch: Große Lautstärke und ein bisschen viel Testosteron in der Luft. Mein Refugium ist deshalb die Caltex-Tankstelle in der Victoria Street, wo ich netterweise auch meinen großen Rucksack parken darf. Hier sammelt mich der nächste Greyhoundbus um halb zehn ein und fährt mich in neuneinhalb Stunden über Nacht nach Hervey Bay – was dann immer noch Queensland ist. Australien ist so groß. Die Wege sind so weit. Ich bestelle einen „Hotdog with works“, das bedeutet: Hotdog plus Bacon plus Zwiebeln plus Senf. Das Würstchen ist von einer merkwürdig violetten Sauce umhüllt. Egal. Alles fürs Décolleté! Deshalb auch gleich noch eine „Solo“, das ist diese leckere Zitronenlimo, und ein Cadbury-Schokoriegel. Man soll ja leicht Verdauliches essen vor langen Busfahrten.
„How are ya t’day?“ ist die gängige Frage aller Autofahrer, die an mir vorbeifahren auf dem Weg zu ihrer Zapfsäule. Die Australier sind allgemein sehr freundlich. Man grüßt, man lächelt, man sagt „my pleasure“ wenn man jemanden bedient hat. Griesgrämigkeit hat es hier eher schwer.
„Probably the harbour“, sagt der Typ, den ich frage, wo der schönste Platz von Mackay ist. Aber der Hafen ist zu weit weg von meiner Tankstelle, und es ist schon dunkel. Ich gucke eine Folge „Neighbours“ und eine Folge „Home and away“ im Tankstellenfernsehen. Die Tankstellenladies gucken auch. Die Klimaanlage bläst Eisluft in den Tankstellenshop, deshalb setze ich mich wieder raus in die tropische Feuchtigkeit und mache Carwatching. Die Australier lieben große Autos. Jeeps, Allrad, große Scheinwerfer – jeder scheint hier outbacktauglich ausgerüstet zu sein, dabei haben wohl die Wenigsten regelmäßig im Gelände zu tun. Das ist der Aussie-Lifestyle, schätze ich.
Auf den Taxis steht der Slogan „Mackay. The heart of Queensland“. Ich bin also mittendrin. Und ehrlich gesagt heilfroh, den Küstenort Airlie Beach ausgelassen zu haben, auch wenn die Whitsundays (eine Inselgruppe mit den weißesten Stränden) sicher traumhaft schön sind. Auf der Durchreise ist dort der komplette Bus ausgestiegen, Airlie Beach ist ein reiner Touristenort. Ich wäre also weiterhin mit Horden von Backpackern durch Hostels und Touren geschleust worden. Davon will ich jetzt mal etwas Abstand nehmen (auch wenn es auf Fraser Island sicher genauso sein wird). Der Aufenthalt an dieser Tankstelle ist genau das Gegenteil von Airlie Beach! Nichts zu tun, nichts zu sehen, einfach nur auf den Bus warten. No worries, wie der Australier gerne sagt.
Julia, der lila Hot Dog stand Dir bestimmt gut. Während Du durch die Nacht fährst, erlebt HH seine ersten Schneeflocken in diesem Jahr – allerdings haben sie gegen den Regen keine Chance, liegen zu bleiben, mutieren lieber wieder selber zu Regen- ja, es ist ein scheußliches Wetter hier. Und Down Under ist jetzt bestimmt die bessere Alternative. Ich habe heute einen Bürotag eingeschoben, und damit wenigstens den Vorteil, nicht vor die Tür zu müssen. Die Aussichten für morgen sind allerdings nicht besser, und so werde ich die Down Under Sonne von Dir in den Rucksack packen und auf die nächsten bunten Tierbilder von Dir warten. Das wird ein toller WInter, oder sagen wir lieber, bunt? Liebe Grüße und hab’s weiter gut! Susanne
Hier in Sydney regnet’s jetzt auch. Na ja. Eigentlich finde ich es gerade ganz schön, mal meine Fleecejacke anziehen zu können!