In Siem Reap wohnen wir im Seven Candles Guesthouse in der Wat Bo-Straße, ein Glücksgriff, gibt es doch alles, was das Angkor-Touri-Herz begehrt: Einen Balkon mit Reiseführern zum Ausleihen, gutes Frühstück auch schon morgens um fünf und einen Gratis-Fahrradverleih. Wir haben ein 3-Tages-Ticket für Angkor und eine Woche Zeit, es einzulösen.
Die alte Tempelstadt Angkor ist riesig, und die Touristenmassen sind es auch. Viele sehen sonst nichts von Kambodscha, sondern kommen direkt aus Thailand für einen kurzen Zwischenstopp eingeflogen. Per Bus oder TukTuk lassen sie sich durch das Gelände kutschieren, gern in großen Gruppen. Wir versuchen, antizyklisch unterwegs zu sein – also morgens um kurz vor halb sechs rauf aufs Fahrrad und im Dunkeln raus aus der Stadt.
Von Siem Reap aus sind es ca. 10 km bis Angkor Thom, dem Zentrum Angkors. Drumherum liegen viele andere Tempel wie der berückende Preah Khan, den wir als allerersten ansehen und wo außer uns dreien noch niemand ist, oder Ta Prohm, der den Spitznamen „Angelina-Jolie-Tempel“ trägt, weil „Tomb Raider II“ hier gedreht wurde. Und natürlich Angkor Wat, der größte und berühmteste aller Tempel hier.
Angkor ist riesig, atemberaubend, größenwahnsinnig, magisch-morbide. Von den Königen des Angkor-Reiches erbaut, teilweise tausend, teilweise viele hundert Jahre alt und lange vom Dschungel verschluckt, wurde es im 20. Jahrhundert von verschiedenen archäologischen Trupps restauriert – und in den 1970ern von den Khmer Rouges zum Teil wieder zerstört. Wie ein gigantisches Puzzle wurde es seit den 80er Jahren wieder zusammengefügt, riesige Heiligtümer im tropischen Wald. Angkor hat den Trubel verdient. Angkor schafft uns total. Und die Popos tun vom Radeln weh. Zurück in Siem Reap kaufen wir deswegen eine große Flasche Gin, einige Dosen Tonic Water und ein Kilo Eiswürfel. Der Mix hilft sicher gegen ein vorzeitiges Eintreten des berüchtigten „templed-out-syndroms“. Salud.