Monthly Archives: Januar 2012

Der Delfin, der ein Hai war. Lazy days in the Southwest.

In Bunbury gibt es nichts zu sehen außer einem schönen, fast leeren Strand, eingerahmt von uralten Basaltfelsen, und wilden Bottlenose-Dolphins, die sich fast täglich in der Bucht die Ehre geben. Das Hostel liegt nur ein paar Schritte vom Strand entfernt. Während ich diese paar Schritte gehe, werde ich von lästigen Fliegen fast aufgefressen, besonders gern setzen sie sich in Augen- und Mundwinkel und in die Nasenlöcher. In Bunbury wedeln alle Menschen beständig mit irgendetwas vor ihren Gesichtern herum oder tragen lustige Hüte mit Netzen drumherum.

Bunbury

Der Strand ist friedlich und das Wasser erfrischend. Ein paar Flossen ragen plötzlich aus den Wellen, schwimmen mal hierhin, mal dahin. Das müssen wohl die Delfine sein, denke ich mir. Aber warum kreist der Helikopter permanent über ihnen herum? Eine Dolphin-Viewing-Tour in der Luft? Der nette Lifeguard, der mir entgegenkommt, klärt mich auf: „Please stay out of the water. We’ve spotted four large sharks here.“ Aha ah so. Irgendwie sind diese Flossen auch recht groß… und plötzlich sind sie wieder weg. Trotzdem lasse ich das mit dem Schwimmen mal lieber für heute.

Nein, das ist nicht der Hai. Das ist nur ein netter Bottlenose-Delfin.

Nein, das ist nicht der Hai. Das ist nur ein netter Bottlenose-Delfin.

Fliegen-Invasion, Hai-Alarm: Ich mag Bunbury. So gerne, dass ich nach ein paar Tagen in Busselton und Margaret River wieder zurückkomme. In erster Linie, um die Delfine zu sehen. Ist einfach zu schön, wie sich diese stromlinienförmigen Tierchen im flachen Wasser tummeln.

Busselton ist berühmt für den Busselton Jetty, den längsten Steg in der südlichen Hemisphäre, wenn ich mich richtig entsinne… 1,8 km ragt er in den indischen Ozean hinein. Ein meditativer Spaziergang.

Immer schön einen Fuß vor den anderen.

Immer schön einen Fuß vor den anderen.

Busselton Jetty

Busselton Jetty - ein langer Weg ins Blaue.

Busselton Jetty - ein langer Weg ins Blaue.

Margaret River liegt – ja, an einem Fluss – ca. zehn Kilometer vom Strand entfernt im Wald. Ohne Auto ist es ein bisschen…langweilig. Also buche ich eine Tour zu den umliegenden Weingütern, denn der Wein aus dieser Region ist weltberühmt. Neben mir sitzt ein netter Typ mit dem klangvollen Namen Gianni Italiano, ein waschechter Australier, der noch nie im Land seiner Vorfahren – wer errät, welches Land? – war. Wir fahren u.a. zu dem Weingut, dass den Wein für die Hochzeit des dänischen Kronprinzen Frederik mit Mary geliefert hat – denn „Mary is a good tasmanien girl“, wie der Winzer sagt. Be this as it may – jedenfalls ist der Vino lecker, und wenn wir zu Beginn auch alle sehr höflich und gesittet waren, haben wir uns am Ende des Tages alle lieb. Cheers!

Das könnte ein leckerer "Cab Sauv" werden, zum Beispiel...

Das könnte ein leckerer "Cab Sauv" werden, zum Beispiel...

Wir warten auf’s Christkind – bei 30 Grad im Schatten. Aussie-Christmas in Fremantle.

In Perth angekommen, gewinne ich durch die Zeitverschiebung glatte drei Stunden und steige ganz zentral im Royal Hotel ab, was sich pompös anhört, aber nicht pompös ist. Es ist eines der letzten Hinterbliebenen seiner Art – ein Raucherhotel. Und das riecht man auch. Dafür habe ich eine schöne Einzelmansarde unterm Dach, mit Kühlschrank und Wasserkocher im Zimmer, was will das Backpackerherz mehr. Das Badezimmer auf dem Flur ist mit einer Doppeltür verschlossen, was ein bisschen gruselig ist, wenn man drin ist. Zumal ich auf den langen, knarzenden Fluren wieder mal keinem anderen Gast begegne. Am Zimmer gegenüber hängt eine Notiz der Rezeption: „Bitte entfernen Sie Ihr ‚Bitte nicht stören‘-Schild an der Zimmertür, damit der Roomservice saubermachen kann. Wenn Sie das Schild bis morgen nicht entfernen, kommen wir ungefragt herein.“ Was ist los mit meinen Zimmernachbarn? Haben sie das Schild einfach vergessen? Oder sind sie vielleicht tot? Und skelettieren in ihrem Hotelbett vor sich hin? Fragen über Fragen.

Vorweihnachtszeit in Perth.

Vorweihnachtszeit in Perth.

Ein Denkmal dem Beuteltier!

Ein Denkmal dem Beuteltier!

Die Küche hatte schon zu. Mein erstes Abendessen in Perth. Und der leckerste Rosé meines Lebens.

Die Küche hatte schon zu. Mein erstes Abendessen in Perth. Und der leckerste Rosé meines Lebens.

Auf nach Freo! Mit der Fähre über den Swan River.

Auf nach Freo! Mit der Fähre über den Swan River.

... leider geschlossen wegen Sommerpause!

... leider geschlossen wegen Sommerpause!

Ansonsten gefällt mir Perth. Es ist eine überschaubare Großstadt, Hauptstadt von Westaustralien, mit Stränden am indischen Ozean und am Swan River gelegen, auf dem ich zwei Tage später mit der Fähre nach Fremantle fahre, wo Antje wohnt. Sie hat gerade Besuch von ihrer Mutter aus Deutschland. Noch ein Tag, dann ist Heilig Abend. Antjes dreijähriger Sohn Leighton wünscht sich einen Hund, allerdings keinen echten, sondern einen mit Batterie. Nach unserem Weihnachts-Dinner (mit leckerem Kartoffelsalat und Würstchen vom deutschen Metzger) im Garten – es ist heiß hier! – ist es dann so weit: Bescherung unterm Weihnachtsbaum. Leighton packt den „laughing dog“ aus und noch so manch anderes Geschenk, und wir sind alle vertieft ins Zusammensetzen von Spielzeugeinzelteilen. Antje schenkt mir eine torchlight-tour durchs Fremantle Prison, das in den 80ern geschlossen wurde und besichtigt werden kann. Am 25.12. feiern wir bei Antjes Schwiegereltern in ihrem schönen Haus in der Tuckfield Street, die ganze Familie ist da, also etwa 30 Leute. Jeder hat Essen mitgebracht und wir schwelgen im Buffet und im australischen Wein. Ein echtes Aussie-Christmas. Am 26.12. faulenzen wir am Cottesloe Beach und trinken „Little Creatures“-Bier in der Hausbrauerei in Fremantle.

Berry-Trifle und ein leckerer Rotwein - unser Christmas-Dinner-Dessert in Antjes Garten.

Berry-Trifle und ein leckerer Rotwein - unser Christmas-Dinner-Dessert in Antjes Garten.

Meine Gastgeber, Leighton und Antje.

Meine Gastgeber, Leighton und Antje.

Mittags ist es zu heiß zum Rausgehen. Die Hitze legt alles lahm. Erst wenn am Nachmittag der „Fremantle Doctor“ weht, die frische Brise vom Meer,  kann man wieder aktiv werden. Am Donnerstag mache ich einen Ausflug nach Rottnest Island, irrtümlich von den Holländern als „Rattennest“ bezeichnet – dabei sind es keine Ratten, die dort leben, sondern kleine Beuteltiere, die Quokkas. Leider kriege ich keine zu Gesicht, dafür aber majestätisch auf dem Wasser treibende Pelikane und einen großen, schillernden Pfau.

Gemütlich im Wasser herumtreiben, das Beste an einem so heißen Tag.

Gemütlich im Wasser herumtreiben, das Beste an einem so heißen Tag.

Silvester verbringen wir in Mandurah, eine Stunde südlich von Fremantle. Ein kleiner Hafenort direkt am Meer mit vermutlich mehr Booten im Yachthafen als Einwohnern. Wir haben ein Häuschen gemietet und Leighton erlebt sein allererstes Feuerwerk, das er „hireworks“ nennt, weil er das „f“ noch nicht aussprechen kann. Happy New Year, everybody!

Neujahr in Mandurah. Hello 2012!

Neujahr in Mandurah. Hello 2012!

Am 2. Januar reise ich alleine weiter gen Süden, mit dem Trans-WA-Bus nach Bunbury.

Melbourne, Great Ocean Road, The Grampians: Victoria – the place to be.

Mit Tiger Airways von Sydney nach Melbourne, ein Katzensprung! Von 18 Grad und Regen zurück in den Sonnenschein. Melbourne ist bunt und wuselig, hat einen tollen Park und den Strand mitten in der Stadt, in St. Kilda.

Weihnachtsdeko in Melbourne

Weihnachtsdeko in Melbourne

Melbourne, Carlton Gardens

Melbourne, Carlton Gardens

Die Skyline von Melbourne

Die Skyline von Melbourne

Melbourne, die Schöne am Yarra River

Melbourne, die Schöne am Yarra River

O Christmas Tree!

O Christmas Tree!

Im Hostel treffe ich Volker aus Köln und wir beschließen, ein Auto zu mieten und die Great Ocean Road an der Südküste Victorias abzufahren und danach im Grampians Nationalpark wandern zu gehen. Gesagt, getan. Am 17.12. sitzen wir in unserem Hyundai Getz, dem vermutlich kleinsten und hellblauesten Auto Australiens.

Blau wie das Meer, unser Great-Ocean-Road-Flitzer

Blau wie das Meer, unser Great-Ocean-Road-Flitzer

Ich lasse mich vorsichtshalber mal chauffieren. Die Great Ocean Road oder vielmehr die Küstenlandschaft, an der wir vorbeifahren, ist ziemlich unvergesslich. Wir halten auf 250 Kilometern ungefähr 250mal an, bestaunen die Twelve Apostles (beeindruckende Felsformationen im Meer), sehen Koalas in Eukalyptusbäumen dösen und sind abends in Warrnambool, wo die GOR endet.

The Twelve Apostles - Nummer eins

The Twelve Apostles - Nummer eins

... im sanften Nachmittagslicht...

... im sanften Nachmittagslicht...

... könnte man tausende Fotos machen...

... könnte man tausende Fotos machen...

... und ein bisschen Unsinn...

... und ein bisschen Unsinn...

... und nochmal von oben.

... und nochmal von oben.

Great Ocean Road

Die sogenannte London Bridge, inzwischen halb eingestürzt.

Die sogenannte London Bridge, inzwischen halb eingestürzt.

"Koala" kommt aus der Aboriginal-Sprache und heißt soviel wie "Der nicht viel trinkt". Koalas essen vier Stunden am Tag Eukalyptusblätter. die restlichen 20 Stunden schlafen sie - und verdauen.

"Koala" kommt aus der Aboriginal-Sprache und heißt soviel wie "Der nicht viel trinkt". Koalas essen vier Stunden am Tag Eukalyptusblätter. die restlichen 20 Stunden schlafen sie - und verdauen.

Am nächsten Morgen geht es zwei Stunden lang immer geradeaus ins Landesinnere, in die Grampians. In Hall’s Gap, wo unser Hostel ist, hüpfen die Känguruhs gemächlich über die Straße und Wallabys grasen im Garten.

Waaaayyyy up there - The Grampians!

Waaaayyyy up there - The Grampians!

... jetzt nicht schlappmachen, kleines Auto!

... jetzt nicht schlappmachen, kleines Auto!

Nette Rasenmäher vor unserem Hostel.

Nette Rasenmäher vor unserem Hostel.

Kaum haben wir eingecheckt, fängt es an zu regnen. Viel Regen. Noch mehr Regen. So viel Regen wie seit Januar nicht mehr, sagt Tim, der Hostelbesitzer – und im Januar hat der Regen so viel Schaden angerichtet, dass viele Wanderwege immer noch geschlossen sind in den Grampians. Wir sitzen mit Carola und Marco aus Italien und Sijtje und Gustav aus Holland in der Küche und kochen Reste. Zwei Tage haben wir noch, also kann es heute ruhig regnen!

Es regnet. Und zwar richtig.

Es regnet. Und zwar richtig.

Am nächsten Tag dann rein in die Wanderschuhe und los. Wälder, Felsen, kleine Wasserfälle – Mount William, Silverband Falls, Mount Zero. Dort gibt es sogar einen Olivenhain.

The Grampians

The Grampians

The Balconies

The Balconies

Mount William Gipfelbesteigung!

Mount William Gipfelbesteigung!

Nach erfolgreicher Gipfelbesteigung fahren wir zurück nach Melbourne. Am nächsten Tag fliege ich nach Perth, was so weit weg ist, dass es sich anfühlt, als flöge ich in ein anderes Land.