Monthly Archives: Dezember 2011

Spooky Katoomba, oder: Heulen vor Schönheit. Die Blue Mountains.

Die Blue Mountains müssen sein. 1000 Meter über dem Meeresspiegel, zwei Stunden von Sydney mit der Bummelbahn. Ich ignoriere alle Tourenanbieter und fahre einfach allein hin. In Katoomba checke ich in der Mountain Lodge ein und gönne mir ein Einzelzimmer. Der Rezeptionist erinnert mich vage an Butler Riff Raff und das Hostel hat auch eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem Domizil in der Rocky Horror Picture Show… er führt mich durch lange, verwaiste Gänge mit vielen Türen, Winkeln und Stufen. Let’s do the time warp again! Hier sind die Duschen, da das Klo, hier der Living Room, in dem ein Kamin brennt… aber nirgends eine Menschenseele. Außer mir und dem Rezeptionisten.

Etwas Kunst an der kahlen Zimmerwand.

Etwas Kunst an der kahlen Zimmerwand.

Na gut. Schnell den Rucksack abladen und auf zum Cliff Walk. Die Aussicht, die sich mir dort eröffnet, ist zum Niederknien. Wirklich. Die Blue Mountains sind wunderschön. Durch das ätherische Öl der vielen Eukalyptusbäume hängt ein bläulicher Dunst über der Landschaft und taucht steile Felsen, Wald und Horizont in ein magisches Licht. Es ist relativ spät am Nachmittag und die Touristenmassen scheinen bereits in ihren Bussen entschwunden zu sein.

Blue Mountains National Park

Über mir tirillieren ein paar Papageien, ein weißer Kakadu zetert im Teebaum und unsichtbare Wasserläufe plätschern leise vor sich hin. Es ist ruhig. Ruuuuuhig. Wie schön. Ich könnte heulen vor Schönheit. Aber bevor es soweit kommt, bin ich am Echo Point angelangt, von wo aus man einen Wahnsinnsblick auf die Felsformation der „Three Sisters“ hat, der Legende nach drei in Stein verwandelte Aboriginal-Schwestern, die noch heute darauf warten, wieder zurückverzaubert zu werden. Von Mystik ist hier allerdings nichts zu spüren, denn die schon abgereist geglaubten Touristen – hier haben sie sich alle versammelt! Es klickt und blitzt und plappert überall, und Adam aus Polen, der so ungefähr 80 sein muss, möchte sich gern mit mir unterhalten. Vorbei mit Ruhe! Egal. Es ist trotzdem schön. Morgen geh ich wandern.

The Three Sisters. Na gut, sie erinnern ein wenig an Schloss Oberstein. Ohne die Felsenkirche.

The Three Sisters. Na gut, sie erinnern ein wenig an Schloss Oberstein. Ohne die Felsenkirche.

(Hab ich dann auch getan, glücklicherweise vor dem großen Unwetter. Und die Geschichte mit dem großen Blutegel am Bein lasse ich hier auch einfach mal weg!)

Blue Mountains

Blue Mountains

Kaum den Auslöser gefunden, da fliegt er schon los, der bunte Vogel.

Kaum den Auslöser gefunden, da fliegt er schon los, der bunte Vogel.

Im Theater mit Cate Blanchett

Regen in Sydney. Regen am Montag, Regen am Dienstag, Regen am Mittwoch, Regen am Donnerstag. Nach vielen zu-Fuß-im-Regen-und-unter-dunklen-Wolken-Erkundungsgängen durch diese hügelige Stadt mit ihrem schönen Hafen und der berühmten Oper habe ich meinen ersten Theaterrückfall auf meiner Reise. Ich ergattere eines der letzten Tickets für „Groß und klein“ im Sydney Theater – starring Cate Blanchett, die hier zusammen mit ihrem Mann Andrew Upton auch als Intendantin fungiert. (Set-Designer: Johannes Schütz. Kleine Theaterwelt…)

Groß und klein am Sydney Theater

Es ist gut! Allerdings muss ich immer lachen, wenn Cate Blanchett „Saarbrücken“ sagt. Und sie sagt oft „Saarbrücken“ in diesem Stück. Die anderen Schauspieler müssen sich mit sehr kleinen Rollen zufriedengeben, es ist eine ziemliche one-woman-show. Cate B. hat aber, das muss man ihr zugestehen, eine ziemliche Bühnenpräsenz. Im zweiten Teil sieht sie jedoch irgendwie immer weniger wie Cate Blanchett aus, dafür immer mehr wie Courtney Love. Und diese Art zu tanzen… hat sie so nicht auch als Elbenkönigin in „Herr der Ringe“…??? Vielleicht liegt das aber auch an dem Getränk, das ich in der Pause getrunken habe.

Sydney ist übrigens schon ganz schön. Aber so viele Leute überall. Und ich trage seit einer Woche die selbe Hose – bin nicht so variabel ausgerüstet für schlechtes Wetter. Eventuell rieche ich deshalb etwas streng. Na ja, mein Zimmergenosse schnarcht dafür lauthals. So hat eben jeder seine kleinen Macken.

Sydney Opera House & Skyline

Blick auf Sydney Harbour Bridge von Manly Ferry aus

Sydney Opera House

Sydney Harbour Bridge

In Australien ist alles groß. Auch die Fledermäuse. Sie heißen hier Fruitbats und sind unbeliebt, weil sie sich in der Dämmerung über die Obstbäume hermachen. Wenn sie über einen hinwegfliegen, ist das allerdings schon beeindruckend.

In Australien ist alles groß. Auch die Fledermäuse. Sie heißen hier Fruitbats und sind unbeliebt, weil sie sich in der Dämmerung über die Obstbäume hermachen. Wenn sie über einen hinwegfliegen, ist das allerdings schon beeindruckend.

... und tagsüber hängen sie sehr müde kopfüber in den Bäumen.

... und tagsüber hängen sie sehr müde kopfüber in den Bäumen.

So ist das.

So ist das.

My Blueberry Days

Byron Bay ist Stranddekadenz pur. Und: Es liegt am östlichsten Punkt des australischen Festlands. Also – nach einem Blaubeerpfannkuchenfrühstück im Balcony Café – nix wie auf zum Leuchtturm, vorbei an Surfern aller Erfahrungsstufen. Hmmm… vielleicht mach ich doch noch nen Surfkurs….? Mal sehen.

Blueberry-Pikelets. Das nenn ich mal ein Frühstück.

Blueberry-Pikelets. Das nenn ich mal ein Frühstück.

Byron Bay Beach

Byron Bay Beach

Wie ist eigentlich das Wetter in Deutschland?

Wie ist eigentlich das Wetter in Deutschland?

... und was macht eigentlich die Wirtschaftskrise?

... und was macht eigentlich die Wirtschaftskrise?

Byron Bay - am östlichsten Punkt des australischen Festlands.

Byron Bay - am östlichsten Punkt des australischen Festlands.

Nochmal zum Mitschreiben: Der ÖSTLICHSTE Punkt des australischen Festlands...

Nochmal zum Mitschreiben: Der ÖSTLICHSTE Punkt des australischen Festlands...

ich sag jetzt mal einfach nichts.

ich sag jetzt mal einfach nichts.

Dingo, gibt es dich wirklich? Ein Tag auf Fraser Island

Im Landcruiser über Fraser Island düsen – definitiv eines meiner australischen Highlights bisher. Wir sind zu sechst plus Fahrer Stan, der den Wagen gut im Griff hat: Wir bleiben nur einmal stecken. Fraser Island ist die größte rein aus Sand bestehende Insel der Welt, ca. 130 km lang und 20 km breit. An ihren Rändern erstrecken sich breite, weiße, endlos lange Strände, im Inselinneren gibt es einen üppigen Regenwald und kristallklare Seen, in deren Wasser man den ganzen Tag herumdümpeln möchte. Vor allem der Lake McKenzie ist ein echtes Paradies.

Das ist der unglaublich klare Lake McKenzie. Und mein erster roter Bikini.

Das ist der unglaublich klare Lake McKenzie. Und mein erster roter Bikini.

Lake McKenzie

Im Auto gilt es, sich auf jeden Fall irgendwo festzuhalten – am Griff oder am Nebenmann, und auf keinen Fall loszulassen, da man sonst schnell mit dem Schädel am Autodach klebt. Aber es macht Spaß! Ein einziges Gekreische, wir sind immerhin drei Mädels.

Wir sehen Teebäume und reiben uns mit den zerriebenen Blättern ein, weil das ätherische Öl gut gegen die fiesen Bremsen hilft. Große Echsen laufen uns über den Weg und zwei weiße Adler liefern sich am Strand ein Gefecht um einen gefangenen Fisch: Luftballett vom Feinsten, sehr beeindruckend. Einzig die Dingos, die berühmten wilden Hunde, kommen an diesem Tag nicht aus ihrem Versteck. Würde ich aber auch nicht, an ihrer Stelle.

be Dingo-safe! Fraser Island

Das ist doch mal ein netter kleiner Strand.

Das ist doch mal ein netter kleiner Strand.

Das Maheno Shipwreck.

Das Maheno Shipwreck.

So ein schöner Tag hat auch einen schönen Abend verdient. Cheers.

So ein schöner Tag hat auch einen schönen Abend verdient. Cheers.

Auftanken in Mackay (Achtung lieber Leser: Text ohne Sensationsgehalt)

Mackay, Queensland, Australia – an einem Freitagabend besteht diese Stadt augenscheinlich in erster Linie aus großen Pick-ups und Vans, seit fünf Uhr geschlossenen Geschäften, geöffneten Bars und vielen stämmigen, großzügig tätowierten, schon um zwanzig vor sechs recht angeheiterten Australiern, die es sich vor den Bars gemütlich gemacht haben. Das bedeutet auch: Große Lautstärke und ein bisschen viel Testosteron in der Luft. Mein Refugium ist deshalb die Caltex-Tankstelle in der Victoria Street, wo ich netterweise auch meinen großen Rucksack parken darf. Hier sammelt mich der nächste Greyhoundbus um halb zehn ein und fährt mich in neuneinhalb Stunden über Nacht nach Hervey Bay – was dann immer noch Queensland ist. Australien ist so groß. Die Wege sind so weit. Ich bestelle einen „Hotdog with works“, das bedeutet: Hotdog plus Bacon plus Zwiebeln plus Senf. Das Würstchen ist von einer merkwürdig violetten Sauce umhüllt. Egal. Alles fürs Décolleté! Deshalb auch gleich noch eine „Solo“, das ist diese leckere Zitronenlimo, und ein Cadbury-Schokoriegel. Man soll ja leicht Verdauliches essen vor langen Busfahrten.

Nette Begegnungen an der Tankstelle.

Nette Begegnungen an der Tankstelle.

„How are ya t’day?“ ist die gängige Frage aller Autofahrer, die an mir vorbeifahren auf dem Weg zu ihrer Zapfsäule. Die Australier sind allgemein sehr freundlich. Man grüßt, man lächelt, man sagt „my pleasure“ wenn man jemanden bedient hat. Griesgrämigkeit hat es hier eher schwer.

„Probably the harbour“, sagt der Typ, den ich frage, wo der schönste Platz von Mackay ist. Aber der Hafen ist zu weit weg von meiner Tankstelle, und es ist schon dunkel. Ich gucke eine Folge „Neighbours“ und eine Folge „Home and away“ im Tankstellenfernsehen. Die Tankstellenladies gucken auch. Die Klimaanlage bläst Eisluft in den Tankstellenshop, deshalb setze ich mich wieder raus in die tropische Feuchtigkeit und mache Carwatching. Die Australier lieben große Autos. Jeeps, Allrad, große Scheinwerfer – jeder scheint hier outbacktauglich ausgerüstet zu sein, dabei haben wohl die Wenigsten regelmäßig im Gelände zu tun. Das ist der Aussie-Lifestyle, schätze ich.

Auf den Taxis steht der Slogan „Mackay. The heart of Queensland“. Ich bin also mittendrin. Und ehrlich gesagt heilfroh, den Küstenort Airlie Beach ausgelassen zu haben, auch wenn die Whitsundays (eine Inselgruppe mit den weißesten Stränden) sicher traumhaft schön sind. Auf der Durchreise ist dort der komplette Bus ausgestiegen, Airlie Beach ist ein reiner Touristenort. Ich wäre also weiterhin mit Horden von Backpackern durch Hostels und Touren geschleust worden. Davon will ich jetzt mal etwas Abstand nehmen (auch wenn es auf Fraser Island sicher genauso sein wird). Der Aufenthalt an dieser Tankstelle ist genau das Gegenteil von Airlie Beach! Nichts zu tun, nichts zu sehen, einfach nur auf den Bus warten. No worries, wie der Australier gerne sagt.